Ich moechte euch gerne von einem meiner momentanen Jobs erzaehlen.
Vor ein paar Wochen schickte mir ein Freund abends eine Nachricht. Ob ich nicht Lust haette am naechsten Morgen mit ihm zur Arbeit zu kommen. Johann arbeitet im Betrieb seines Vaters als Elektriker. Aber ich habe da doch keine Ahnung von! Neeeeiiin, Pauas fischen. Ha, da hatte er mir schon viel von erzaehlt und ich sagte sofort zu.
So fuhren wir frueh morgens los um uns mit den anderen Tauschern an Chef Andrews Haus zu treffen und das Boot startklar fuer den Tag zu machen. Ich wusste immer noch nicht so recht was meine Aufgabe sein wuerde, aber es roch nach Abenteuer und das gefiel mir. Das „Dinghy“, ein motorisiertes Beiboot, musste noch von tannennadeln befreit und auf das grosse Boot verfrachtet werden. Und schon konnte es losgehen; auf nach Port Chalmers, wo wir das Boot zu Wasser liessen und Richtung Halbinsel fuhren. Wir kehren jedoch schon bald wieder um, da die niedrige unterwasser Sichtweite das tauchen unmoeglich macht. Fuer mich war es dennoch ein netter kleiner Ausflug und wir bekamen noch ein paar neugierige Seeloewen zu sehen.
Worum es hier ueberhaupt geht: um Paua. Diese Schnecke wird auch Meerohr oder Abalone genannt und ist in Ostasien eine beliebte Delikatesse. Ihre perlmutartige Schale ist ausserdem sehr beliebt bei Touristen und zur Herstellung von Schmuck. Ihr Fleisch selbst ist aussen schwarz und sieht weniger appetitlich aus. Sie saugt sich damit an den Felsen vor der Kueste fest und muss Paua fuer Paua von diesen vorsichtig geloest werden. Dies erledigen die Taucher mit hilfe eines Schabers und ohne Verwendung einer Scuba Ausruestung, denn diese ist aus artenschutzgruenden bei der Pauaernte verboten. Meine Aufgabe soll es sein das Dinghy zu fahren und die Taucher nach an die Felsen heranzufahren und Ihnen spaeter die vollen Netze abzunehmen. In sicherer Entfernung zu den Felsen leere ich die Netze in mein Boot, trenne die Paua wieder voneinander (die Biester saugen sich innerhalb von Sekunden aneinander fest) und kontrolliere sie auf eine fangebietsabhaengige Mindestgroesse welche meisst zwischen 125 und 132mm an der laengsten Seite der Schale misst. Sogenannte Shorties gehen wieder zurueck ins Netz und werden von den Tauchern wieder ausgesetzt. Jeder Taucher hat seine eigenen Plastiksaecke in welche ich die Paua sortiere und zwar peniebelst genau, dann jede Paua bedeutet Geld fuer den Taucher und abgerechnet wird am Ende jedes Tages.
Das Ganze geschieht in einem Tempo das mir hin und wieder die Farbe aus dem Gesicht verschwinden laesst, da ich gebueckt ueber die glitschige Fracht von den Wellen ganz schoen durcgeschaukelt werden und ich jede Minute damit rechnen muss von den Tauchern wieder herbeigerufen zu werden. Leider kann ich hiervon keine Fotos bieten, da es an Bord einfach zu chaotisch und nass zugeht.
Es ist wirklich harte Arbeit. Und wenn ich so in meinem Boetchen vor der Kueste treibe stosse ich nicht gerade wenige Fluche aus. Aber wie einzigartig ist dieser Job bitte? Leider kann ich die schoene Natur nicht immer geniessen, aber es gibt immer wieder Momente in denen ich einfach gluecklich bin mit dem was ich da mache. Da kommen neugierige Seeloewen an mein Boot, ich sehe Pinguine, Albatrosse und ich hatte sogar das Glueck mit einer Gruppe Delfine Bekanntschaft zu machen. Ausserdem verschlaegt es uns an wunderschoene Orte wie die Kueste der Catlins oder an den Milford Sound.
Leider gilt aber grundsaetzlich das Motto: No catch, no pay. Fahren wir raus und die Bedingungen lassen das Tauchen nicht zu, so drehen wir unverrichteter Dinge wieder um und es gibt natuerlich keine Bezahlung. Das passiert leider relativ haeufig. Ganz umsonst ist man allerdings manchmal nicht in aller Fruehe aufgestanden, wenn wir uns die Zeit zum Angeln nehmen. Im Milford Sound konnte ich z.B. einen 6 Kilo Zackenbarsch aus 60 Metern Tiefe angeln.
Gestern war wieder einer dieser Tage, die vielversprechend anfangen aber dann wegen trueben Wasser die Stimmung trueben. Hunderte Moewen in einiger Entfernung auf See versprachen dennoch etwas Abenteuer. „Lass uns Haie fangen.“ Gut, wenn Chef das will, ich bin dabei! Was passiert: Hunderte Barracudas sind auf der Jagd nach kleinen Fischen, die in einer Art „Wolke“ in der Naehe der Wasseroberflaeche schwimmen. Das ist gut zu erkennen an der Fussballfeld grossen aufgewuehlten Wasseroberflaeche und an den Moewen, die natuerlich versuchen etwas von der Beute abzubekommen. Das ganze Durcheinander wird letztendlich von einem Schwarm Haie umkreist. Um das Gewusel perfekt zu machen mischen auch noch ein paar Seeloewen mit. Wir werfen einen Schleppkoeder aus und nehmen so zuerst einen Barracuda an den Haken. Sein Fillet haengen wir an einen zeigefingergrossen Haken, welcher an einem Stahlseil und schliesslich an einem festen Tau haengt. Wir treiben nun in kurzer Entfernung zum Geschehen und waehrend wir warten gesellen sich auch die Albatrosse zu uns. Ich fuehle mich wie im Zoo. Wir ueberlegen den Standort zu wechseln, denn es tut sich nichts. Ausserdem werden die Seeloewen aufmerksam auf den Koeder und wir sind nicht scharf darauf solch einen Onkel vom Haken zu nehmen. Ich sehe diesen Seeloewen neben unserem Boot herschwimmen und werde sofort belehrt, dass dies ein verdammt grosser Hai ist, der vermutlich den Koeder gewittert hat. Nach einer Minute veschwindet der Schwimmer am anderen Ende der Leine unter Wasser und Haiflossen sind jetzt da zu sehen, wo vorher unser Koeder trieb. Bingo. Schnell versuchen wir den Fang an Bord zu ziehen, aber der Hai wehrt sich. Als sein Kiefer letztendlich ueber die Reling gezogen wird werden meine Knie weich und der Kommentar vom uebergluecklichen Chef, dass er auch an Bord noch schnappt hilft mir nicht. Ich trete zurueck und mache lieber ein Paar Fotos mit der Handykamera. Es handelt sich um einen Blauhai, ca. 2 Meter lang und schaetzungsweise 80 bis 100kg. Also schnell den Kopf abschneiden und entsorgen. Meine Knie fuehlen sich besser. Auch die Flossen landen ueber Bord. Waehrend Chef filletiert versuchen wir noch leckeren Dorch zu angeln. Ich hatte noch einen Glatthai an der Leine, einen Tarakihi und Abends gab es leckeren Dorsch in Bierteig.
Alles in allem mal wieder ein netter Tag der Zwar nicht meinen Geldbeutel, aber dafuer den Kuehlschrank gefuellt hat.