Dinghy Boy Daniel

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Ich moechte euch gerne von einem meiner momentanen Jobs erzaehlen.

Vor ein paar Wochen schickte mir ein Freund abends eine Nachricht. Ob ich nicht Lust haette am naechsten Morgen mit ihm zur Arbeit zu kommen. Johann arbeitet im Betrieb seines Vaters als Elektriker. Aber ich habe da doch keine Ahnung von! Neeeeiiin, Pauas fischen. Ha, da hatte er mir schon viel von erzaehlt und ich sagte sofort zu.

So fuhren wir frueh morgens los um uns mit den anderen Tauschern an Chef Andrews Haus zu treffen und das Boot startklar fuer den Tag zu machen. Ich wusste immer noch nicht so recht was meine Aufgabe sein wuerde, aber es roch nach Abenteuer und das gefiel mir. Das „Dinghy“, ein motorisiertes Beiboot, musste noch von tannennadeln befreit und auf das grosse Boot verfrachtet werden. Und schon konnte es losgehen; auf nach Port Chalmers, wo wir das Boot zu Wasser liessen und Richtung Halbinsel fuhren. Wir kehren jedoch schon bald wieder um, da die niedrige unterwasser Sichtweite das tauchen unmoeglich macht. Fuer mich war es dennoch ein netter kleiner Ausflug und wir bekamen noch ein paar neugierige Seeloewen zu sehen.

Worum es hier ueberhaupt geht: um Paua. Diese Schnecke wird auch Meerohr oder Abalone genannt und ist in Ostasien eine beliebte Delikatesse. Ihre perlmutartige Schale ist ausserdem sehr beliebt bei Touristen und zur Herstellung von Schmuck. Ihr Fleisch selbst ist aussen schwarz und sieht weniger appetitlich aus. Sie saugt sich damit an den Felsen vor der Kueste fest und muss Paua fuer Paua von diesen vorsichtig geloest werden. Dies erledigen die Taucher mit hilfe eines Schabers und ohne Verwendung einer Scuba Ausruestung, denn diese ist aus artenschutzgruenden bei der Pauaernte verboten. Meine Aufgabe soll es sein das Dinghy zu fahren und die Taucher nach an die Felsen heranzufahren und Ihnen spaeter die vollen Netze abzunehmen. In sicherer Entfernung zu den Felsen leere ich die Netze in mein Boot, trenne die Paua wieder voneinander (die Biester saugen sich innerhalb von Sekunden aneinander fest) und kontrolliere sie auf eine fangebietsabhaengige Mindestgroesse welche meisst zwischen 125 und 132mm an der laengsten Seite der Schale misst. Sogenannte Shorties gehen wieder zurueck ins Netz und werden von den Tauchern wieder ausgesetzt. Jeder Taucher hat seine eigenen Plastiksaecke in welche ich die Paua sortiere und zwar peniebelst genau, dann jede Paua bedeutet Geld fuer den Taucher und abgerechnet wird am Ende jedes Tages.

Das Ganze geschieht in einem Tempo das mir hin und wieder die Farbe aus dem Gesicht verschwinden laesst, da ich gebueckt ueber die glitschige Fracht von den Wellen ganz schoen durcgeschaukelt werden und ich jede Minute damit rechnen muss von den Tauchern wieder herbeigerufen zu werden. Leider kann ich hiervon keine Fotos bieten, da es an Bord einfach zu chaotisch und nass zugeht.

Es ist wirklich harte Arbeit. Und wenn ich so in meinem Boetchen vor der Kueste treibe stosse ich nicht gerade wenige Fluche aus. Aber wie einzigartig ist dieser Job bitte? Leider kann ich die schoene Natur nicht immer geniessen, aber es gibt immer wieder Momente in denen ich einfach gluecklich bin mit dem was ich da mache. Da kommen neugierige Seeloewen an mein Boot, ich sehe Pinguine, Albatrosse und ich hatte sogar das Glueck mit einer Gruppe Delfine Bekanntschaft zu machen. Ausserdem verschlaegt es uns an wunderschoene Orte wie die Kueste der Catlins oder an den Milford Sound.

Leider gilt aber grundsaetzlich das Motto: No catch, no pay. Fahren wir raus und die Bedingungen lassen das Tauchen nicht zu, so drehen wir unverrichteter Dinge wieder um und es gibt natuerlich keine Bezahlung. Das passiert leider relativ haeufig. Ganz umsonst ist man allerdings manchmal nicht in aller Fruehe aufgestanden, wenn wir uns die Zeit zum Angeln nehmen. Im Milford Sound konnte ich z.B. einen 6 Kilo Zackenbarsch aus 60 Metern Tiefe angeln.

Gestern war wieder einer dieser Tage, die vielversprechend anfangen aber dann wegen trueben Wasser die Stimmung trueben. Hunderte Moewen in einiger Entfernung auf See versprachen dennoch etwas Abenteuer. „Lass uns Haie fangen.“ Gut, wenn Chef das will, ich bin dabei! Was passiert: Hunderte Barracudas sind auf der Jagd nach kleinen Fischen, die in einer Art „Wolke“ in der Naehe der Wasseroberflaeche schwimmen. Das ist gut zu erkennen an der Fussballfeld grossen aufgewuehlten Wasseroberflaeche und an den Moewen, die natuerlich versuchen etwas von der Beute abzubekommen. Das ganze Durcheinander wird letztendlich von einem Schwarm Haie umkreist. Um das Gewusel perfekt zu machen mischen auch noch ein paar Seeloewen mit. Wir werfen einen Schleppkoeder aus und nehmen so zuerst einen Barracuda an den Haken. Sein Fillet haengen wir an einen zeigefingergrossen Haken, welcher an einem Stahlseil und schliesslich an einem festen Tau haengt. Wir treiben nun in kurzer Entfernung zum Geschehen und waehrend wir warten gesellen sich auch die Albatrosse zu uns. Ich fuehle mich wie im Zoo. Wir ueberlegen den Standort zu wechseln, denn es tut sich nichts. Ausserdem werden die Seeloewen aufmerksam auf den Koeder und wir sind nicht scharf darauf solch einen Onkel vom Haken zu nehmen. Ich sehe diesen Seeloewen neben unserem Boot herschwimmen und werde sofort belehrt, dass dies ein verdammt grosser Hai ist, der vermutlich den Koeder gewittert hat. Nach einer Minute veschwindet der Schwimmer am anderen Ende der Leine unter Wasser und Haiflossen sind jetzt da zu sehen, wo vorher unser Koeder trieb. Bingo. Schnell versuchen wir den Fang an Bord zu ziehen, aber der Hai wehrt sich. Als sein Kiefer letztendlich ueber die Reling gezogen wird werden meine Knie weich und der Kommentar vom uebergluecklichen Chef, dass er auch an Bord noch schnappt hilft mir nicht. Ich trete zurueck und mache lieber ein Paar Fotos mit der Handykamera. Es handelt sich um einen Blauhai, ca. 2 Meter lang und schaetzungsweise 80 bis 100kg. Also schnell den Kopf abschneiden und entsorgen. Meine Knie fuehlen sich besser. Auch die Flossen landen ueber Bord. Waehrend Chef filletiert versuchen wir noch leckeren Dorch zu angeln. Ich hatte noch einen Glatthai an der Leine, einen Tarakihi und Abends gab es leckeren Dorsch in Bierteig.

Alles in allem mal wieder ein netter Tag der Zwar nicht meinen Geldbeutel, aber dafuer den Kuehlschrank gefuellt hat.

Neuseeland

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Ich weiss, es ist fast ein bisschen peinlich, aber ich habe es in den letzten Monaten tatsaechlich nicht zustande gebracht hier einen ordentlichen Artikel zu schreiben. Nun gut, ich werde dennoch berichten, was so alles passiert ist.

 Wo war ich stehen geblieben? Ich kam also zurueck von meinem Fijiurlaub und hatte eine neue Idee. Suedostasien soll ganz hervorragend sein, dass hatten mir diverse andere Backpacker erzaehlt. Mein Konto glich Berlin 1945, also groessere Spruenge waren nicht mehr drin. Australien ist einfach ein teurer Fleck. Wie machen die anderen das? Da trifft man doch tatsaechlich 19 jaehrige Frischabiturienten, die von zu Hause aus mit Geld ueberschuettet werden und die Eltern schieben immer schoen Geld hinterher, da der/die Kleine ja was essen muss. Ist klar, bis zur Bewusstlosigkeit wird ge-sof-fen. Tag fuer Tag.

Ich sitze also in Brisbane im Internetcafe und bin dabei meine Fluege nach Indonesien zu buchen. Ich bin nur noch wenige Klicks davon entfernt zu bestaetigen, als ich eine Facebook Nachricht erhalte. Es ist Brett, mein Neuseelaendischer Freund, den ich 2009 als Couchsurfer in Wuppertal kennengelernt hatte. Er blieb damals mehrere Monate in meiner Wohnung und man wurde Freunde. „Du kannst doch nicht so weit bis ans andere Ende der Welt reisen und mich dann nicht einmal besuchen.“ Stimmt, dachte ich mir. Fuenf Tage spaeter landete mein Flieger in Christchurch.

Diese Freiheit, sein gesamtes Hab und Gut auf dem Ruecken zu tragen, keine echten Verpflichtungen zu haben, Plaene zu machen und wieder zu verwerfen, nie zu wissen wo man die naechste Nacht verbringt, das alles ist, was Reisen ausmacht. Ich habe mich lange nicht daran gewoehnen koennen, doch letztendlich (ich denke nachdem ich meinen Job im Outback beendet hatte) hat es dann Klick gemacht.

Neuseeland fing fuer mich schon mit der ersten positiven Ueberraschung an, denn am Flughafen stand eine Dame mit einem Zettel, auf dem mein Name stand. Es war Bretts Mutter, die beruflich oft in Christchurch ist. Sie brachte mich dann zu Ihrem Bruder, bei dem ich die Nacht verbringen konnte, bevor ich mich am naechsten Tag per Anhalter auf den Weg nach Dunedin machte. 350km, 5 verschiedene Autos und keine Mehrspurigen Autobahnen wie bei uns. Auch die Hauptverkehrsadern durchs Land sind groesstenteils einspurig mit „Ueberholbuchten“ und einem Tempolimit von 100km/h.

Ich schlief bei Brett auf dem Boden. Kein echtes Problem und ausserdem hatte ich jetzt ohnehin vor mir einen Campingwagen zu leihen um die Suedinsel etwas zu bereisen. Gesagt getan, ich buchte also fuer zehn Tage einen Van der Firma „Wicked“ und sollte diesen in zwei Tagen in Queenstown entgegennehmen. Vorher machten wir also noch etwas Dunedin unsicher und so kam es noch zu einer schicksalhaften 😉 Begegnung. Auf einer Party lernte ich Amber kennen.

Soviel schonmal vorweg: Neuseeland ist der Hammer. Alleine schon die Busfahrt nach Queenstown genoss ich sehr, denn es lag etwas Schnee. Ich sammelte hier meinen Reisebegleiter fuer die kommenden zehn Tage ein, einen Toyota Estima mit minimalistischem, aber allemal ausreichendem Campingausbau. Das erste Ziel sollte der Milford Sound im Fjordland Nationalpark an der Westkueste sein. Die Vegetation aendert sich komplett und auch die Aussichten werden spektakulaerer. Kurz vor meinem Ziel uebernachtete ich in einem Tal umgeben von schneebedeckten Bergen. Es war also nicht sonderlich ueberraschend, dass am Morgen 10cm Neuschnee lagen. Hier kam ich auch erstmals mit meinem neuen Lieblingseinheimischen in Kontakt: dem Kea. Der einzige alpine Papagei weltweit ist ein aeusserst neugieriger Zeitgenosse. Begruendet ist dies wohl durch unzaehlige Touristen, die trotz strikter Verbote Essensreste an die Kea verfuettern. Ich halte mich an die Regeln und was passiert Sie fressen mein Auto auf!! Naja, sie knabbern an saemmtlichen Gummidichtungen und Scheibenwischern rum. Ich finde es amuesant, aber gebe nicht nach.

Jetzt schnell zum Milford Sound, ich will die erste Faehre nicht verpassen. Es ist bitterkalt, aber dennoch treibe ich mich die gesamte Fahrt von ca. zwei Stunden Dauer an Deck rum um ein paar passable Fotos zu schiessen. Die Kulisse beeindruckt mich aeusserst, auch wenn es zur Zeit nicht wie ueblich Wasserfaelle im ueberfluss gibt, denn es gab kaum Niederschlag in der letzten Woche. Auch gut. nass wurde ich trotzdem, naemlich als die Faehre mit einem Tablett Glaeser unter einen der Wasserfaelle faehrt.

Weiter geht die Fahrt wieder ueber Queenstown um von dort ueber den Haast Pass an die Westkueste zu gelangen. Es herrscht recht raues Wetter, aber ich habe dennoch einen schoenen Morgen erwischt um einen drei Stunden Spaziergang am Strand zu junternehmen, bei dem ich ausser Seeloewen niemanden antreffe.

Naechster Stopp: Franz-Josef, hier will ich unbedingt den Gletscher sehen und zwar jede Ritze. Ich entscheide mich fuer die Ganztageswanderung; eine gute Entscheidung. Da noch Nebensaison ist gehe ich in einer Gruppe von 20 Mann, einer von nur drei Gruppen. Waehrend der Hochsaison soll es auf dem Gletscher zugehen wie bei Barmen live. Dank Steigeisen rutschen wir nicht wie Touristen ueber den Gletscher, sondern anmutig wie Reinhold Messner. Den kennt hier aber keiner. Es ist wunderschoen! Und so einzigartig. Ich bin langsam beleidigt, denn warum gibt es hier so viel schoene Natur auf einem so kleinen Fleck? Ist das nicht ungerecht?

Ich hangel mich von Ort zu Ort die Westkueste hoch und unternehme ein paar kleine Wanderungen. Ich bin mir nicht ganz sicher wann es an der Zeit waehre wieder den Rueckweg anzutreten, also beschliesse ich ueber den Arthurs Pass wieder die Alpen richtung Osten zu fahren. Irgendwie bin ich mit meiner Entscheidung unzufrieden und siehe weiter oben… ich bin unzufrieden… also aendere ich es… ich drehe um und fahre an diesem Tag 500 Kilometer im Grunde genommen fuer die Katz. Ich war noch nicht ganz fertig mit der Westkueste allerdings weiter als Punakaiki fahre ich doch nicht. Hier gibt es die sog. Pancake Rocks, eine Felsformation an der Kueste die so aussieht, als haetten hier Riesen Pfannkuchen gestapelt und versteinern lassen. Schick!

Der Rest meiner Rundreise war aehnlich schoen und auch am Arthurs Pass machte ich noch eine wunderschoene Wanderung zum Arthurs Seat wo es wieder mal ein dutzend Alpenclowns gab, die es nur auf meine Cookies abgesehen hatten. Siehe auch:

Ich besuchte noch Lake Tekapo, einen tuerkisgruenen See, an dem es angeblich die Sternenklarsten Naechte Neuseelands gibt.  Ein kurzer Abstecher noch zu mount Cook, dem hoechsten Berg Neuseelands und wieder zurueck nach Queenstown um den Van wieder abzugeben.

Was, die zehn Tage sind schon rum?? Ja, so schnell geht es und ich bin verliebt. Schottland gefiel mir schon immer gut und Neuseelands Natur hat wirklich sehr viel davon.

Es ging zurueck nach Dunedin, denn hier wollte ich noch die letzten vier Tage verbringen, bevor ich wieder per Daumen nach Chch reisen wollte um zurueck nach Sydney zu fliegen (Oh, hatte ich zu Anfang Sydney nicht erwaehnt? Ja, ich war in Sydney. Dort gibt es eine Oper… und… eine Bruecke…).

Kurzum: ein halbes Jahr spaeter bin ich immer noch in Dunedin. Ich wohne mittlerweile mit meiner Freundin Amber zusammen und ich fuehle mich hier echt wohl. Eigentlich bin ich auch kein Reisender mehr, denn auch hier kehrt der Alltag ein. Ich erlebe zwar immer wieder aufregende und interessante Dinge, aber ich habe hier ein Bett, ich verdiene hier mein Geld, ich habe ein Auto und ich braue mein eigenes Bier.

Ich denke, dass ich spaeter nocheinmal dies und das berichten werde. Aber jetzt tun mir die Finger weh und ich muss noch was erledigen 😉

Danke fuer die Aufmerksamkeit.

P.S.: Ich habe noch ein paar Videos in aeltere Eingtraege eingefuegt.

Lange ist’s her

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Leider ist es schon viel zu lange her, dass ich hier ein wenig ueber meine Reise berichte. Die meissten wissen es ja, ich bin mittlerweile in Neuseeland gelandet. Ich werde versuchen in den kommenden Tagen zu berichten, was in den letzten 6 Monaten so alles passiert ist. Ein wenig muss ich mich ja fast dazu zwingen hier etwas zu schreiben 😉
Also: reinschauen lohnt sich!

Paradies oder so

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Es liegt jetzt zwar schon einige Wochen zurueck, aber ich wollte dennoch kurz davon berichten. Nachdem wir den Job in Etheldale beendet hatten gab es noch mehr Arbeit in und um Josh’s Heimatdorf Julia Creek. Rasenmaehen beim Onkel Neil, die Pferderennstrecke abzaeunen, schweissen, bohren, flexen in der Scheune, den Traktor warten und natuerlich weitere Zaeune und Stahltore auf Rinderfarmen bauen. Der schoenste Job war unter anderem ein Rinderzaun, dessen Pfosten aus alten Eisenbahnschienen bestand. 70 Kilo jeder Pfosten und da gibt es nicht viele Moeglichkeiten den in der Erde zu befestigen. Meine sah so aus: Ich wuchte den Pfosten in die Senkrechte, richte ihn mit der Wasserwaage aus und ein 400 Kilo Stahlhammer rammt ihn Stueck fuer Stueck nur eine Armlaenge von mir entfernt in den staubigen Outbackboden. Muss man mal gemacht haben.

Achja, den Italiener haben wir dann bei Gelegenheit auch aussortiert. Ploetzlich ist auch ein ganz entspanntes Arbeiten mit dem Chef moeglich, trotz gelegentlicher cholerischer Anfaelle. Naja, nach Feierabend war eh wieder alles im Lack. Dennoch war es nach sechs Wochen Zeit fuer mich meinen Rucksack zu packen und wieder in die Zivilisation zurueckzukehren. Die urspruengliche Ueberlegung war von Cairns aus einen Trip nach Bali zu planen, aber Plaene bedeuten als Backpacker nicht viel. In Cairns lernte ich den Schotten Mike kennen, der mir von seinem Urlaub auf Fiji erzaehlte. Eine Woche spaeter war ich nicht nur 1800km suedlich nach Brisbane gereist, sondern sass auch im Flieger nach Nadi, Fiji.

Ich wollte mich nicht lange auf der Hauptinsel aufhalten und buchte einen zweiwoechigen Trip auf die Yasawa Inseln. Die Inselgruppe nordwestlich der Hauptinsel besteht aus ca. 20 kleinen Inseln mit einer Einwohnerzahl von insgesamt gut 1000 Menschen. Strassen und Flughaefen gibt es nicht; hier ist das Hauptverkehrmittel das Wassertaxi, also kleine Motorbote oder Kajaks. Als besitzer des „Bula“ Passes konnte ich mich Tag fuer Tag von einer Faehre zu den verschiedenen Inseln bringen lassen, jenachdem wo es mir gut gefiel. Die Resorts schicken dazu ihre Wassertaxis raus zur Faehre um die neuen Gaeste abzuholen. Auf der Insel angekommen huepft man dann ins Wasser und watet die letzten Meter durchs Meer zum Strand, wo man von einem herzlichen „BULA!“ und Gitarren empfangen wird. Bula (gesprochen mit einem stummen M am Anfang, also mbula) heisst so viel wie „Willkommen“ oder „Hallo“ und man sagt es mindestens 50 mal pro Tag. Oder das etwas persoenlichere „Bula vaka levu“ (Hallo Kumpel).

Die erste Woche war leider etwas regnerisch, was fuer unsere Verhaeltnisse dem entspricht, was man sich unter einem tropischen Monsun vorstellt. Da man generell nicht mehr als eine Badehose traegt ist das aber nicht so tragisch. Die weiteren Tage waren traumhaft und so wie man sich das immer vorstellt: Haengematte, ein gutes Buch (oder vier) und nicht viel was einen aus der Ruhe bringt.

Ausser vielleicht den Trommeln vier mal taeglich, die die Mahlzeiten und „Kaffee-Kuchen“ ankuendigen. Es gibt schlimmeres. Man koennte sich aber selber aus der Ruhe bringen, z.B. durch Beachvolleyball gegen die Einheimischen, schnorcheln (gut, es ist nicht das Great Barrier Reef, aber auch hier gibt es eine wunderschoene Unterwasserwelt), Kokosnuesse von den Palmen pfluecken und trinken oder Leinenfischen. Letzteres habe ich mehrfach versucht und das sogar erfolgreich.

Gut, den (weissen) Traumstrand habe ich nicht gefunden, aber wer will das schon? Es muss ja noch Gegenden geben, die zu entdecken bleiben. Ich war zufrieden mit dem was ich hatte und ich habe es dort sehr genossen. Fijitime halt. Bloss den Berg auf Waja Lailai konnte ich leider nicht erklettern, da ich keine Schuhe dabei hatte. Zwei Wochen lang keine Schuhe, zwei Wochen lang kein T-Shirt.

 

Zurueck von den Yasawas hatte ich noch zwei Wochen Zeit die Hauptinsel zu erkundigen. Hier lernte ich auf der Strasse Tom kennen, der mich zu sich nach Hause einlud. Ich ueberlegte kurz ob ich dem Klempner mit fuenf Zaehnen folgen soll, aber warum eigentlich nicht. Seine Frau bereitete ein koestliches indisches Curry zu und ich bekam Kokosnuss aus dem Garten. Die gesamt Familie war offenbar sehr stolz einen Europaeer als Gast in der Wellblechhuette begruessen zu duerfen und so wurden noch einige Flaschen Bier am Mittag geoeffnet.

Spaeter begleitete ich Tom noch in die Stadt und der kleine schuechterne Klempner bluehte voellig auf. Er tanzte fast durch die Strassen, pfiff den Damen hinterher und flirtete an jeder Strassenecke. Sehr lustig, ich beobachtete das Ganze mit einem Klospuelkasten unterm Arm, den wir soeben erworben hatten. Am Friseursalon seines Bruders verabschiedeten wir uns dann, da dieser gleichzeitig Secondhand Laden und Internetcafe war, welches ich suchte.

Zurueck in meinem Hostel, dem Smugglers Cove lernte ich Gunilla, Doro und Nigel kennen, mit denen ich noch eine dreitaegige Tour in den Norden der Insel machte, auf die Inseln Nananu-i-ra. Hier passierte eigentlich nicht mehr viel (Haengematte, Buch, ihr kennt das Spiel…), bis auf die abentuerlichen Busfahrten, eingepfercht in voellig ueberfuellten Kleinbussen auf viel zu engen Strassen, mit viel zu verrueckten Busfahrern und unserem Gepaeck ungesichert auf dem Dach des Busses.

Ein Monat vergeht schnell und ich befand mich wieder in Brisbane. Und nun… auf Fiji hat mir jemand den Floh von suedost Asien ins Ohr gesetzt. Aber es kommt ja meisstens immer anders als man denkt…

Etheldale

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Cairns. Tauchschein in der Tasche und nun? Die kommenden Tage waren nett und wurden mit netten Menschen aus dem Hostel tagsueber an der Lagune und abends im Woolshed verbracht, wo wir uns unsere taeglichen Gratisnudeln goennten. Wie die Tafel, nur fuer arme Backpacker. Man lernt hier wirklich wieder die kleinen Dinge zu schaetzen, den grosse Spruenge macht man mit seinem Ersparten hier nicht. Das laesst man zu grossen Teilen an der Hostelrezeption oder im Supermarkt. Auch Tresen sind sehr geeignet um einen finanziell zu erleichtern. Bier? Klar, aber im Austausch gegen 8 Dollar. Dann eben aus dem Bottelshop. Fuer erschwingliche 48 Dollar der Karton (Kaesten gibt’s hier nicht). Wie gesagt, wenn man Unterkunft und Grundnahrungsmittel abgehakt hat, dann sind Gratisspaghetti mehr als wilkommen und man begibt sich unweigerlich auf die Suche nach einem Job. Diesesmal mit etwas mehr Nachdruck. Aber auch im tropischen Norden Queensland dann die Ernuechterung, den Zyklkon Yasi hat im Fabruar Grossteile der typischen Backpacker Arbeitsplaetze lahmgelegt. Bis die Bananenplantagen etc. Nachgewachsen sind werde ich es hier oben nicht aushalten. Die Jungs mit denen ich aus Darwin kam reisen weiter die Ostkueste runter und die Maedels aus dem Hostel treibt es gezwungernermassen in den kalten Sueden, den dort wurde ihnen Arbeit versprochen. Ich beschliesse noch durchzuhalten und eine Mitfahrgelegenheit wahrzunehmen. Stefano ist Italiener und motorisiert, was sich als grosser Vorteil erweist, den wir planen fernab der typischen Backpackerdoerfer auf Jobjagt zu gehen.

Doch zuerst wird noch der noerdlichste Zipfel Queenslands bereist, zumindest soweit das mit einem herkoemmlichen 4×4 moeglich ist. Das Cape Tribulation besticht mit seinen Postkartenmotiven aehnlichen Landschaften wie z.B. tropischem Regenwald, dessen Palmen bis an die dem Great Barrier Reef vorgelagerten Straende reichen.

 

Und: Ich bion jetzt stolzer Besitzer einer Angel! Ja, ich bin Angler. Vielleicht muss ich mal mit dem typischen Anglerbild was man so vor Augen hat aufraeumen, den durch den Regenwald zu fahren, einen idylisches Plaetzchen zwischen Mangroven zu finden, hier seinen Haken ins Wasser tauchen zu lassen (Krokodilverseucht versteht sich) und abends seine Beute ueber einem Lagerfeuer bei einem Bier zu garen… muss ich mehr dazu sagen? Ok, denkt euch die Beute und das Bier weg, dann wisst ihr wie es war. 😉

Erfolg hatte ich erst spaeter, im Hafen von Cooktown, wo auch schon James C. den Anker warf. Erst Fischgraeten und eine olle Dose, dann hat es tatsaechlich geklappt! Ich glaube es war eine bis dato unbekannte Art, habe ihn deswegen schnell wiede reingeworfen.

In den kommenden Tagen wurden noch unzaehlige Wasserfaelle besucht, Felsmalereien der Ureinwohner irgendwo im Nirgendwo und auch auch die ersten Krokodile gesichtet. Vor lauter Warnschildern musste man meinen nur so ueber die Biester zu stolpern, aber so ist es eben nicht. Umso gluecklicher waren wir dann ueber den Anblick, der sich uns an einem Tag bot. Schnell am Strassenrand angehalten und die Kameras gezueckt. Am anderen Flussufer sonnt sich ein stattliches Salzwasserkrokodil. Und dann sah ich uns schon mit einem Bein im Knast: Wir haben gegen die Fahrtrichtung geparkt und die Polizei hat uns erwischt. Ok, wir sind schuldig, wir haben es nicht anders verdient. Aber da wir in Australien sind und nicht in Deutschland, geben uns die netten Herrschaften lediglich ihr Fernglas um das Tier besser beobachten zu koennen. 4,5 Meter wird uns bescheinigt.

So, genug Natur um Rumtroedelei, jetzt machen wir ernst. Wir planen uns ueber die Doerfer nach Mt. Isa und spaeter Darwin durchzuhanglen. Hartnaeckig fragen wir in jeder Dorfkneipe die Leute nach Arbeit aus. Komische Idee um die Mittagszeit Betrunkene nach Arbeit zu fragen, oder? Haette aber beinahe funktioniert! Einen Job hatten wir schon fast sicher in der Tasche, aber schlechtes Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir beschlossen weiterzuziehen und landeten so in Julia Creek, wo “Fence Offsiders” gesucht wurden. Was ist das? Egal, wir machen es. Nach einigen Schwierigkeiten mit der telefonischen Erreichbarkeit des potentiellen Chefs stand fest: Wir werden die kommenden zwei Wochen die Zivilisation verlassen und im Outback Stachldrahtzaeune bauen. Jawoll!

Etheldale liegt noerdlich von Richmond und besteht eigentlich nur aus einem alten verlassenen Haus, ein paar Maschinen und 1500 Rindern, welche dort auf 8 Mio. Quadratmetern leben. Eine vergleichweise winzige Weideflaeche, wenn man bedenkt, dass Australiens groesste Rinderfarm die Flaeche Belgiens einnimmt. Wie dem auch sei, auf diesem winzigen Fleckchen waren wir nun und dieses Fleckchen erstreckte sich in alle Himmelsrichtungen bis zum Horizont. Unsere Aufgabe sollte es nun sein, 6 Kilometer Stachldrahtzaun zu errichten, denn der Besitzer wuerde bald mit seinen Pferden anreisen um diese waehrend des “Musterings” (dazu spaeter mehr) in diesem Bereich naechtigen zu lassen.

Wer jetzt denkt “Ein Zaun im Outback, den sieht ja eh keiner, der muss nur stabil sein”, der denkt so wie ich. Weit gefehlt, hier geht es um Milimeter! Und das nicht auf Grund irgendwelcher Normen und Vorschriften, nein, unser Chef will es so. So sitze ich schon bald auf einem roten Traktor uns ziehe Bahnen von Stachlen hinter mir her. An anderen Tagen bin ich dafuer zustaendig Stahlpfosten mit einem Presslufthammer in den Boden zu rammen. Und das scheone dabei ist, man ist nie alleine. Unzaehlige Fliegen tummeln sich in unseren Gesichtern und es ist ja nicht gerade so, als wuerden die den Rest des Tages auf Erdbeetoertchen rumsitzen. Lecker.

Unsere Haende bluten, Blasen reissen auf und die winterliche Outbacksonne verpasst uns Sonnenbraende. All das wird nach Feierabend wieder entschuldigt, wenn man Frisch geduscht am Lagerfeuer sitzt und frisch Gegrilltes oder Stew geniesst. Und eins sag ich euch: Wenn man einmal den Sternenhimmel im Outback geniessen moechte, dann ist man im Outback genau an der richtigen Stelle! Unbeschreiblich. Vor Sonnenaufgang warden die Reste vom Vorabend und Wasser fuer den Kaffee ueber dem Feuer erwaermt bevor es wieder raus auf’s Feld geht. Waehrned der letzten drei Tage gab es dann noch Gesellschaft vom Eigentuemer des Ganzen; im Schlepptau ein halbes Dutzend Helfer fuer das alljaehrliche Mustering. Dabei werden alle Rinder mit Hilfe von Motorraedern, Pferden und einem Hubschrauber zusammengetrieben um sich ihr Branding abzuholen. Bei der Gelegenheit werden auch die Bullen kastriert (habe mich von der Ausbeute, einem Eimer voller Hoden, ueberzeugen lassen) und die Kaelber von den Muettern getrennt. Beides macht die Muttertiere „fleischiger“, wie man sagt.

Insgesamt zwei harte, aber unvergessliche Arbeitswochen liegen jetzt hinter uns und wir sind zur Zeit beim Chef und seiner Familie in Julia Creek einquartiert um hier den Fuhrpark, die Maschinen, Kompressoren etc. zu warten. In den kommenden Tagen werden wir den naechsten Job in Angriff nehmen… 20 Kilometer Stachledrahtzaun… irgendwo im Outback.

Haihappen

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Nach zwei Wochen hatte ich alle (bezahlbaren) Sehenswuerdigkeiten Darwins durch, u.a. Auch Doctor’s Gully, wo jeden Tag Schwaerme von Fischen mit der Flut in eine Art Hafenbecken schwimmen. Warum sie das tun weiss man nicht genau, aber die Touristen freut’s und die Betreiber des Beckens auch. Fuer 11$ darf man im Wasser zwischen den Fischen stehen und sich Toast aus der Hand futtern lassen.
Was nun… einen Farmjob gibt es momentan nicht in und um Darwin; ja anscheinend im ganzen Northern Territory nicht. Die Jahreszeit ist einfach unguenstig. Auch die Perlenfarm vergibt nur Jobs wenn man bereit ist sich 6 Monate zu verpflichten und trotz meiner Zusage gab es keine positive Rueckmeldung. Also Plan B: Autokauf. Nach mehreren Besichtigungen und Probefahrten gab es drei Fahrzeuge in der engeren Auswahl (4×4, 4×4 Bus und ein Campingbus), aber ich wollte mich letztendlich finanziell noch nicht zu sehr verausgaben. So kam mir des Angebot von Stephan und Patrick, zwei deutschen Backpackern, mit ihnen nach Cairns zu fahren, sehr gelegen.
Zwei Tage spaeter hatte sich mein Plan (den es ja eigentlich gar nicht gab) also richtung Osten gewendet und ich sass fuer die kommenden Tage als dritter Mann an Bord.
Die Strecke ist wirklich unfassbar langweilig. Und es lief alles so schoen reibungslos. Was macht man? Genau: Bloedsinn. Zum Beispiel vom Highway abfahren und unerlaubterweise ueber privates Farmland fahren und: im Schlamm stecken bleiben. Ja, das selbe Spiel, ihr kennt es und ich brauche ja nicht naeher drauf einzugehen. Das Ende vom Lied war, dass wir vom 1-Meter Farmer mit Micky Maus Stimme zusammengefaltet wurden und letztendlich doch fuer den Preis von zwei Dosen Bier mit Hilfe seines Traktors aus dem Loch gezogen wurden.
Das Ganze zwang uns zu einer weiteren Uebernachtung und so kamen wir nach 4 ½ Tagen und 2868km mehr auf dem Tacho in Cairns an.
Cairns gefaellt mir. Hier soll es vor der Kueste ein ganz tolles Riff geben und es zaehlt zu den sieben Weltwundern der Natur. Davon wollte ich mich nun auch selbst ueberzeugen und zwar von unten. Gebucht wurde also ein 5 taegiger Tauchkurs dessen theoretischer Teil ebenso wie die Uebungen im Pool die ersten zwei Tage in Anspruch nahm. Am dritten Tag ging es dann raus zum Great Barrier Reef. Es sollte jetzt noch vier Tauchgaenge dauern und ich wuerde meinen Tauchschein in der Tasche haben, welcher mich befugt selbststaendig bis zu einer Tiefe von 18 Metern zu tauchen. Was mir einzig noch Sorgen bereitete, waren Uebungen wie sich unter Wasser die Tauchermaske vom Gesicht zu reissen und wieder ueber die Nase mit Luft zu fuellen. Ich loeste also in 10 Metern Tiefe den Vakuum und atmete frisches Seewasser durch meine Nase. Kurzes Wuergen und Brechen in meinen Atemautomaten, kurz panisch werden, danach entspannen und alles ist wieder in Ordnung. Letztendlich habe ich es geschafft und die kommenden Tauchgaenge waren einfach unfassbar gut. Es gibt eine verschwenderische Farbvielfalt zu sehen (wenn man an der richtigen Stelle taucht) aber auch die traurigen Auswirkungen von Klimawandel und Naturkatastrophen wie der Sturm “Yasi” welche den Meeresgrund teilweise zum Korallenfriedhof werden lassen. Was gab’s sonst noch: Schildkroeten, Barracudas, Haie, Rochen und jeweils in stattlichen Groessen. Ich werde es wiederholen.
Jetzt hocke ich wieder in meinem Hostel, das Wetter erinnert zeitweise an zu Hause und ich starte von hier aus erneut die Jobsuche. Oder die Autosuche. Oder…

Nachtrag: Maennersache

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Also, es hat den Anschein, dass die ganze Aktion noch einen faden Beigeschmack hat. Anscheinend hat Eddy beim Ein- und Aussteigen aus dem gekippten Wagen seine Tuer verbogen. Naja, hat jetzt halt amerikanische Spaltmasse… 😉
Was allerdings tragischer und absolut absurd ist: Wir wurden offenbar bestohlen. Ja, wir steckten irgendwo im Busch, im NICHTS und wurden dreisst bestohlen. Auf dem Soll-Konto steht jetzt ein iPod 4G, eine Adapterkassette und 25$ aus Eddy’s Portemonnaie. Ich habe gluecklicherweise meine Kameratasche bevor wir aufgebrochen sind noch aus dem Auto genommen. Dabei hat Eddy offenbar vergessen die Beifahrertuer wieder abzuschliessen. Entweder waren’s also die drei Mann aus dem Boot, oder der Knilch, den wir unterwegs trafen, der uns aber nicht weiterhelfen konnte.
Es gibt bestimmt eine Reihe Sprichwoerter die an dieser Stelle gut passen wuerden, aber… ach…

Maennersache

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Eine Tour mit einem Auto, welche man in Deutschland als abenteuerlich bezeichnen wuerde, koennte zum Beispiel so ablaufen: Ihr schwingt euch in euer 40 Jahre altes Auto, trotz Hausverbot, klopft euren guten Freund um fuenf Uhr morgens wach und macht euch auf den Weg nach Holland. Nur ausgestattet mit einem vollen Tank, 20 Mark, 2 Zigaretten, einer Tuete Lakritz und einem Apfel. Natuerlich wollt ihr puenktlich zum Altautotreffen erscheinen, aber ohne Navi und Landkarte gestaltet sich das als gar nicht mal so einfach. Aber letztendlich denkt ihr: Was soll passieren? Im schlimmsten Fall kommen die gelben Engel. So geschehen im Jahre 2001.
Angenommen, man befindet sich nicht in Europa, sondern hmmm…. sagen wir mal Australien, dann koennte die Geschichte etwas anders verlaufen.
Meinem Kumpel Eddy und mir war es etwas langweilig und die Warterei auf Jobzu- oder absagen und Poolrumlungerei hing uns zum Halse raus. Mit einemToyota Hilux Surf und etwas Sprit im Tank koennte man den Tag schon etwas interessanter gestalten. Also wurden kurzerhand die lokalen 4WD Strecken ausfindig gemacht, die Krawatten in den Schrank gehangen und die Sonnencreme aufgetragen.
Wir haben gestern schonmal ein wenig geuebt und ich muss sagen,dass macht echt Spass mit einem Auto durch solch ein unwegsames Gelaende zu fahren. Ich hatte selber erst recht wenig Vertrauen in die ganze Sache, aber am Ende durfte ich auch selber mal am Steuer sitzen. Heute wollten wir den Wagen mal so richtig einsauen. Wir wollten Maennerschlamm, nicht die kleinen Pfuetzen.
Den fanden wir auch 30 Minuten ausserhalb von Darwin und los geht’s. Ich hatte auch wirklich Respekt vor Eddys Ausdauer, vor jedem Wasser- oder Schlammloch anzuhalten und mit einem Stoeckchen darin rumzupieksen. Letztendlich vermutlich auch sehr weise und so lief auch alles bestens. Das Gelaende auf dem wir uns befanden lag abseits des Highways und wurde auch ausschliesslich von Offroadfahrzeugen genutzt. Wir waren quasi am Arsch der Welt, zwischen Schlamm und Palmen, dazwischen hin und wieder illegal entsorgte Autowracks. Ob die naechste Moeglichkeit links oder rechts entschieden wir dann immer spontan. Also hier links, da gibt es auch wieder jedeMenge Wasser zum durchqueren. Oder lieber nicht?
Nein, das lassen wir lieber, hier geht’s zwei Meter steil bergab und dahinter befindet sich ein Gewaesser der Marke Wuppertalsperre. Also eine Wende auf engstem Raum und weiter… bis wir ihn fanden, unseren Maennerschlamm. Das Rad auf der Fahrerseite verschwand nun fast komplett im Erdreich und diagonal dazu ragte eins weit aus der Feder. 4WD macht da auch nichts mehr. Sch#@%!!! Wir haben alles probiert, vor und zurueck, huepfen, Saecke mit Zeugs fuellen und die Raeder unterlegen, Luft aus den Reifen lassen, Spanngurte, das Auto mit einem Spaten freigraben, dann barfuss bis zu den Knien im Schlamm versinken und mit blossen Haenden weitergraben… nichts. Im Gewaesser hoerten wir nach ca. einer Stunde Stimmen und ein kleines Boot schien unsere Hoffnung zu sein. An Bord: Kaeptn Faul, Steuermann Dessinteressiert und der dritte hat einfach nur ins Wasser gepinkelt. Die Jungs hatten also kein Interesse an Schlammschlacht. Gut, irgendwie auch verstaendlich. Nur ein paar hilfreiche Infos gab es: Da wo wir, nun anscheinend nicht ganz ohne Grund, eingesunken sind, wird uns in etwa vier Stunden die Flut Gesellschaft leisten. Und nicht nur die, den das Gebiet ist, wie haette es auch anders sein sollen, Krokodilverseucht.Und zwar nicht die kleinen Schnappies, sondern die, auf die keiner Bock hat, die Salzwasserausgabe.
OK, Plan B muss her, also das Handy gecheckt: wir haben Empfang! Also eine Art Rettungsdienst kontaktiert und unsere Situation erklaert. Eddy hat gluecklicherweise sein GPS dabei und wir geben die Koordinaten durch. Kurioserweise kann der nette Mann damit nichts anfangen… wir sollen zum Highway kommen und ihn zum Auto lotsen.
Was tun? Die Sonne brannte bisher gnadenlos und ich beginne mich in einen Krebs zu verwandeln (ach ja, um uns herum waren ueberall Loecher, aus denen immer wieder rote Krebse auftauchten und verschwanden).
Wir marschieren also. Ich in Flip Flops. Der Abschlappmann ruft an um uns mitzuteilen, dass er am Highway warten wird. Kostenpunkt: 200$ Anfahrt, 100 jede Stunde Einsatz. Na toll. Wir treffen auf keine Gleichgesinnten und schwanken zwischen Lachen und Trauer um das liebe Geld. Kurz bevor wir den Highway erreichen treffen wir auf ein gelaendetaugliches Fahrzeug und ich meine wirklich kurz bevor. Ein paar Meter spaeter haetten wir ordentlich blechen duerfen. Der nette Mann erklaert sich sofort bereit uns zu helfen und wir fahren zurueck zum Auto. Wir versprechen ihm Bier und schalten das Handy aus.
Hat es jemand ausgehalten meiner kleinen Geschichte bis hierhin zu folgen? Ich will es etwas kuerzer fassen: Ihm passiert der gleiche Fehler beim Rangieren und somit haengen wir mit zwei Fahrzeugen in der gleichen Pampe. Ich kuemmere mich um die Kids (2 und 5, wir reden viel ueber Halloween Kostueme und Superkraefte), Eddy und Adam bauen eine lustige Konstruktion aus Stahlseilen und einem Wagenheber. Erst der Landcruiser und schliesslich der Toyota kommen frei. Der lasse den kleinen Jungen aus den Augen und er versinkt im Schlamm. Nur zur Information: Die Flut hat beinahe ihren Hoehepunkt erreicht und jedes Kroko haette jetzt ein leichtes Spiel gehabt an Land zu kommen und sich an den gedeckten Tisch zu setzen. Dem war aber nicht so. Wir verlassen also voellig fertig und matschig den Schauplatz und folgen Adam zu seinem Haus um kuehlen uns dort mit Bier.
Genauso war es und noch viel besser!

Die Sache mit der Tanknadel

5 Kommentare

Stellt euch vor, ihr seid betrunken.Und ihr verliert eine Wette. Genau so kommt es mir gerade vor und ich bin soeben erst nuechtern aufgewacht. In Darwin, der Hautptstadt von Australiens Northern Territory.
Es ist schon verdammt komisch, denn ich bin im Dunklen gelandet und von einem Bus zu meinem Hostel gebracht worden. Hier durfte ich erstmal eine Stunde warten bis ich einchecken durfte(!), den die merkwuedige Inhaberin wollte zuerst noch ihr Geld zaehlen. Ich bin also in der Daemmerung losgegangen um erstmal die Umgebung zu erkunden, denn es war mir zu bloed zu warten… um 6 Uhr morgens. Bei Mindil Bach hatte ich auch meine erste Begegnung mit Aborinines, jedoch konnte ich zuerst eine Alkoholwolke wahrnehmen bevor ich sie zu Gesicht bekam. Es ist traurig, aber so ist es hier nunmal. Man sieht sie nicht in den Geschaeften arbeiten, nicht in den Bars sitzen oder sich mit anderen Einheimischen oder Touristen unterhalten, sie sind einfach nur da. Und ich bin auch einfach nur da.
Der erste Tag war nicht sonderlich spaektakulaer und endete mite in Paar Bierchen im tropischen Garten des Hostels mit 15 anderen Backpackern. Und: einer Einladung. Schnell ins Bett, ich bin noch garnicht muede, aber ich muss ja zeitig aufstehen.
Mein sieht also erstmal ein ueppiges Fruehstueck mit Instantkaffee und Erdnussbuttertoast vor. So gestaerkt treffe ich meine Begleiterinnen fuer den Tag, Kathi, Sabrina und Joceline. Es geht in den Lichfield National Park. Haha… ich Glueckspilz, den genau fuer den Tag hatte ich mir frei genommen… 😉

Ich lehne mich jetzt ziemlich weit aus dem Fenster wenn ich sage:das war eine der Besten Sachen die ich jemals gemacht habe. Vermutlich werde ich es auch noch ein paar mal behaupten, aber das war es tatsaechlich. Stell euch vor: das Kolibrihaus im Wuppertaler Zoo, aber ohne doppelte Eingangstuere und Lichtbarriere und ohne Truemanshow Kuppel. Man kann einfach mit dem Auto hinfahren geht eine halbe Stunde durch Palmen und 85% Luftfeuchtigkeit bei 34 Grad gehen und dabei die Natur geniessen. Fledermaeuse, bunte Falter, riesige Spinnen und eine kaeseweisser Junge…
Ziel waren unter anderem die Florence Falls (hier: 100% Luftfeuchtigkeit), wo wir in eben dieser Palmenumgebung im krokodilfreien Gewaesser unterhalb den Faelle schwimmen konnten. Hier schwimmen einem auch irgendwelche Fische um die Fuesse. Grande sag ich nur, aber leider kann ich gerade keine Bilder liefern. Koennt ihr ja googeln. Oder noch was warten.
Insgesammt gab es noch mehrere Faelle zubesuchen, aber diese waren die schoensten. Wir hatten uns fuer einen Tag einen Mietwagen genommen und mussten jetzt auch langsam umkehren. Der nette Mensch von der Vermietung hatte uns auch zugesichert, dass wir durchkommen wuerden,die Strassen waeren nu rein bischen ueberschwemmt. Da Joceline in Kanada nur sporadisch Automatikautos faehrt und ich altermaessig der einzige mit Fahrerlaubnis war, durfte ich also ran. Der tiefergelgte Mercedes mit dem amtlichen Kennzeichen Bonita 1” konnte mich jedoch nicht ueberzeugen umzudrehen, eher der gescheiterte 4×4 konnte mir versichern, dass diese Strassen weder fuer ihn, noch fuer gemietete Neuwagen gemacht sind. Ich habe dann auch zaehneknirschend gewendet. Also den ganzen Weg zureuck? Wie war das noch mit dem Sprit? Australien ist wirklich nicht die Wuppertaler B7 und so gibt es nicht nur einfach kein kaltes Bier, sondern auch keinen Sprit an jeder Ecke.
Es war mittlerweile dunkel und kitschigerweise sprangen uns tatsaechlich standing Kaengurus (oder die kleine Variante: Wallabys) vor die Haube. Denen konnte ich aber dank unfassbar gutem Fahrkoennens ausweichen und kam mir ziemlich toll vor. Fuer einige Dutzend Kroeten war mein Aufkreutzen weniger erfreulich. Die faustgrossen Warzentraeger sind ohnehin eine Plage hier, also habe ich mich nicht mit irgendwelchen Manoevern bemueht.
Ich habe mir immer vorgestellt, wie es wohl sein wuerde im “Outback” ohne Sprit zu stranden. Naja, genau das war jetzt der Fall. Es waren tatsaechlich nur noch einen Tropfen im Tank und die Maedels wurden langsam unruhig. Wir schafften es gerade so nach Bachelor wo es gluecklicherweise drei Tankstellen gab. Ungluecklicherweise waren alle geschlossen. Doof, wenn mann fuer den kommenden Morgen Tickets fuer Australiens einzige Nord-Sud Zugverbindung mit dem “Ghan” gebucht hat, so wie meine Reisebegleiterinnen. Die letzte Hoffnung war also die ortsansaessige Polizei, welche uns versicherte, dass es in “Rum Jungle” (vielversprechender Name, oder?) einen Camplingplatz mit Spritreserven gaebe. Nach einer kuezen Abstimmung wagten wir also die letzten Kilometer in die entgegengesetzte Richtung und fanden am Campingplatz vor: Kakerlaken und keinen Sprit. Dem Verhandlungsgeschick von Sabrina war es dann aber zu verdanken, dass wir nicht in der alten Barracke schlafen mussten, sondern noch ein Kanister mit Restsprit gefunden wurde.
So kam es, dass wir mit sechs Liter Kettensaegensprit weiterfuhren, ungewiss, ob wir die nachste Tankstelle erreichen wuerden. Also immer schoen mit 50 ueber den Highway und bergab immer auskuppeln und Sprit sparen. Wir kamen an. Jaja, ganz schoen Daniel die Aktion, aber warum sollte es hier anders sein!
Ein schoener Tag fuer mich mit einer Prise Abenteuer und ein erster Eindruck von diesem anscheinend tollem Land. Meinen Jetlag hatte ich anscheinend ueberwunden und ging fein brav um 22 Uhr ins Bett. Die Augen machte ich dann am naechsten Tag um 18.55 Uhr auf. Frohe Ostern!

Trombose…

5 Kommentare

…gab es zum Glueck nicht, dank meiner tollen Sitzakrobatik. Bin soeben in Singapur gelandet und es regnet… Es gibt noch nicht viel zu berichten und da die Tastatur hier klemmt und meine Zeit gleich ablaeuft melde ich mich aus Darwin wieder!

Achja, meine erste Telefonnummer habe ich schon in der Tasche. Habe in London jemanden aus Melbourne kennengelernt der mir evtl. Arbeit in Darwin vermitteln kann! 😉

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